Vor einiger Zeit haben wir an dieser Stelle berichtet, wie die Rückkehr aus dem Corona-bedingten Homeoffice in die Büros gestaltet werden kann. Zwischenzeitlich läuft der reguläre Office-Betrieb wieder an und Teams kehren an ihre Arbeitsplätze zurück. Wir können miterleben, wie viele Unternehmen kreativ auf die neuen Rahmenbedingungen reagieren. Andere scheinen weniger flexibel zu sein und werden von der Krise stärker getroffen. In diesem Blogbeitrag möchte ich diskutieren, welche Fähigkeiten den Unternehmen massgeblich helfen, flexibel in der Krise agieren zu können. Des Weiteren möchte ich beleuchten, wie Unternehmen diese Fähigkeiten erlangen und sich somit besser für die Zukunft aufstellen können.
Corona als Katalysator für Veränderungen
Die letzten Monate waren zweifellos eine herausfordernde Zeit für viele Unternehmen. Beispielsweise haben sich etablierte Vertriebswege verändert, Kunden haben ihren Konsum drastisch reduziert oder der gesamte Betriebsablauf musste ins Homeoffice beziehungsweise unter erhöhte Vorsichtsmassnahmen gestellt werden. Dabei sind Branchen wie die Hotellerie und Luftfahrt schnell unter Druck geraten. Andere Branchen und Unternehmen konnten sich mit viel Innovationskraft und Kreativität auf die neuen Rahmenbedingungen einstellen.
Positive Beispiele, wie Unternehmen auf die Krise reagiert haben, waren zahlreich in den Medien vertreten. Schlagzeilen machte beispielsweise Dyson. Bisher überwiegend für ihre Staubsauger bekannt, sind sie auf Bitten der britischen Regierung in die Produktion von Beatmungsgeräten eingestiegen. Digitec Galaxus stellte sogar 200 neue Mitarbeitende ein, damit die eingehenden Bestellungen zeitnah bearbeitet werden konnten. Auch die Schweizer Destillerien konnten mit einem neuen Produkt auf den Markt treten. Für den Vertrieb des hergestellten Desinfektionsmittels wurde sogar eine neue Allgemeinverfügung erlassen. Und die wohl sichtbarste Veränderung stellt der Mund- und Nasenschutz dar, der seit der Coronakrise auch von Schweizer Textilunternehmern produziert wird.
Zentrale Faktoren für anpassungsfähige Unternehmen
Sicherlich hat jedes Unternehmen sein eigenes „Erfolgsgeheimnis“, weshalb eine rasche Reaktion auf die neuen Rahmenbedingungen möglich ist. Aus meiner Sicht spielt dabei eine zentrale Rolle, dass die Firmen in den Bereichen Kultur, Leadership, Innovation und Technologie gut aufgestellt sind.
Kultur
Innovation entsteht, wenn Mitarbeitende Freiraum erhalten und neue Wege gehen können. Dazu gehört auch eine gehörige Portion Mut seitens der Unternehmensführung. Dabei bergen unkonventionelle Lösungen auch stets ein Risiko zu scheitern. Hier braucht es Mut, da neue Lösungen nicht immer sofort von den Kunden angenommen werden. Möchte man Ressourcen schonen und gibt deshalb Innovationen zu früh auf, wird eventuell eine vielversprechende Marktchance vergeben. Hier ist eine offene Feedback-Kultur im Unternehmen und mit den Kunden wichtig. So können auch (noch) nicht-perfekte Ideen Anklang finden und die Chance erhalten, weiterentwickelt zu werden.
Leadership
Schnelle Veränderungen benötigen auch rasche Entscheidungen. Die Entscheidungskompetenz ist dezentralisiert und somit in den crossfunktionalen Teams verankert. Flache Hierarchien, schnelle Kommunikationswege und eine offene Fehlerkultur helfen, dass sie befähigt sind, Entscheidungen treffen zu können. Das Management hat Vertrauen in die Fähigkeiten der Mitarbeitenden und unterstützt sie bei Bedarf.
Innovation
Unternehmen, welche sich regelmässig mit neuen Technologien oder Trends beschäftigen, können sich leichter an Veränderungen anpassen. Sie haben deren Einsatzmöglichkeiten und Bedeutung für das Unternehmen beziehungsweise das zu fertigende Produkt analysiert. Dadurch können schnell innovative Produkte entwickelt werden, da sie die Technologien kennen und die „Grundlagenforschung“ an dieser Stelle bereits erledigt ist.
Technologie
Doch nicht nur die Produktion und der Vertrieb sind von der Coronakrise stark beeinflusst. Der Umzug ganzer Unternehmen in das Homeoffice ist auch für die IT-Infrastruktur eine grosse Herausforderung. Hier sind die Unternehmen im Vorteil, welche bereits frühzeitig ihre Prozesse digitalisiert haben und verteiltes Arbeiten unterstützen. So müssen Collaboration Tools wie Skype und MSTeams nicht erst neu lizenziert und ausgerollt werden. Die Mitarbeiter kennen die Tools und können problemlos damit arbeiten.
Wie kann ich meine Organisation anpassungsfähiger machen?
Damit sich Unternehmen schneller an die veränderten Marktbedingungen anpassen können, müssen die beschriebenen Fähigkeiten durch einen Wandel im Unternehmen erlangt werden. Bei dieser Transformation geht es insbesondere um den kulturellen Wandel, aber auch um die Einführung von neuen Arbeitsmethoden im Unternehmen. Beides kann nicht per „Blaupause“ beschrieben werden, daher sind nachfolgend nur einige Denkanstösse skizziert.
- Bevor eine Transformation im Unternehmen angestossen wird, sollte zunächst auf allen Ebenen geklärt werden, wieso diese Transformation notwendig ist und welcher Nutzen für das Unternehmen und die Mitarbeiter erwartet wird. Die Erreichung des Nutzens sollte während des gesamten Transformationsprozesses überprüft werden.
- Die Bedürfnisse der Endkunden und deren Zufriedenheit sind zentrale Punkte im Unternehmen. Daher soll die Wertschöpfungskette des Unternehmens am Kundennutzen (Value) ausgerichtet werden. Geschäftsprozesse, welche nicht zu einem direkten Kundennutzen führen, sind kritisch zu hinterfragt.
- Neue Tools und Prozesse können bei einer Unternehmenstransformation unterstützend wirken. Es sollte aber stets bedacht werden, dass sie nur Mittel zum Zweck sind.
- Ein regelmässiges Hinterfragen des eigenen Handelns, der eigenen Prozesse, Produkte und Organisation lässt Anpassungen an geänderte Marktbedingungen schneller zu. Bei diesem Prozess sind alle Mitarbeitende zum kritischen Mitdenken eingeladen.
- Letzten Endes muss aber das Management den kulturellen Wandel einläuten und mit gutem Beispiel voran gehen.
Betrachtet man nun die beschriebenen Fähigkeiten und den Weg, wie Organisationen anpassungsfähiger werden können, dann landet man schnell bei der Erkenntnis: Das ist doch Agilität. Die Coronakrise hat uns gezeigt, wie schnell und drastisch sich Marktbedingungen verändern können. Anpassungsfähigkeit und ein enger Draht zum Kunden sind im Jahr 2020 daher wichtiger denn je. Es geht nun nicht darum, dass Unternehmen reihenweise agile Frameworks einführen. Vielmehr müssen sie sich selbst befähigen und die skizzierten Fähigkeiten entwickeln. Sie sind zentrale Faktoren für mehr Flexibilität und Innovation im Unternehmen.
Wie ist eure Sicht auf die Dinge? Welche Fähigkeiten sind aus eurer Sicht ein zentraler Erfolgsfaktor, damit die Unternehmen gut auf die neuen Rahmenbedingungen der Coronakrise reagieren können? Bitte kommentiert eure Eindrücke, damit wir voneinander profitieren können. Kommt gerne auf mich zu, damit wir in einem persönlichen Austausch herausfinden können, wie es eurer Organisation in der Coronakrise geht und wie auch ihr noch ein Stückchen anpassungsfähiger werden könnt.
Schreibe einen Kommentar