Ich durfte am 19. Juni an der Swiss Requirements Day 2013 einen Vortrag „Vom Spieltrieb zur Systematik“ halten. Dieser Beitrag erklärt, wie man von einer groben Idee zu einer fertigen Präsentation kommt und wie man sich vorbereitet, vor einem kritischen Fachpublikum etwas zu präsentieren. Sie lernen dabei, wie sie RE-mässig an eine Präsentation herangehen.
Wie entstehen eigentlich Ideen?
Ideen entstehen nicht einfach so, Kreativität kann gefördert werden. Obgleich der Standard IREB, den wir als Zertifizierungskurs erfolgreich anbieten, die Gestaltung einer Produktidee nicht explizit als Tätigkeit eines Requirements Engineers betrachtet, meinen wir von der SwissQ Consulting AG, Produktideen zu formulieren und schliesslich zu schärfen ist ein wesentlicher Bestandteil des Requirements Engineerings.
Ohne Produktidee, Produktvision keine Ziele, ohne Ziele keine Anforderungen – das ist alles miteinander verkettet.
Kreativitäts-Techniken angewendet
Um möglichst viele und auch möglichst zweckmässige Ideen für den Swiss Requirements Day 2013 produzieren zu können, haben wir von RE-Abteilung der SwissQ eine „klassische“ Erhebungstechnik der Teildisziplin Requirements Elicitation ausprobiert. Es ist eine Variante der Methode 635. Methode 635 bedeutet, sechs Stichwörter werden durch drei Teilnehmer in fünf Runden in einen neuen Kontext gerückt.
Da man jede Technik auf die lokalen Bedürfnisse anpassen muss, Projektleiter nennen das Tailoring, haben wir die Methode 635 so verändert, dass wir einwenig mehr Stichwörter hatten, einwenig mehr Teilnehmer, dafür weniger Runden, und das ganze per Email abgewickelt haben. Das hiermit erstellte „Rohmaterial“ sichteten und bewerteten wir anschliessend gemeinsam. Die Bewertung erfolgte natürlich mittels Priority Poker und der Dimension „Business Value“ für das Publikum der Swiss Requirements Day 2013.
Wie weiter?
Als unsere Idee vom Conference Board angenommen wurde, mussten wir innert kürzester Zeit unsere Idee konkretisieren. Schliesslich spezifizieren wir nicht bloss just-in-time, wir leben dieses Paradigma auch in anderen Bereichen. Um zunächst eine Übersicht zu erhalten, visualisierten wir gemeinsam die Idee, so wie wir sie sehen. Dazu verwendeten wir Visual Facilitation, Visual Facilitation ist eine leicht zu erlernende Zeichensprache. Damit bezweckten wir, dass wir alle dasselbe „Bild“ von der Idee hatten. Diese Tätigkeit dient sowohl als Vorbereitung wie auch als „leichte“ Konkretisierung.
Sobald wir eine abgestimmte Sicht auf die Idee hatten, müssten wir unsere Idee bloss noch in eine Geschichte übersetzen.
Was wollten wir dem Publikum erzählen?
Womit wollten wir sie begeistern?
Hierzu nutzten wir die SIPOC-Technik, die wir – natürlich ebenfalls mit Visual Facilitation – auf einem Flipchart illustrierten. Wir haben gelernt, dass man Techniken immer auf die lokalen Bedürfnisse anpassen soll – das taten wir. Aus SIPOC wurde schliesslich IIE, Input, Inhalt und Erwartung.
Die Präsentation an sich
Nun hatten wir eine Geschichte. Danach gossen wir diese Geschichte in eine reguläre PowerPoint-Präsentation. Das Erstellen einer PowerPoint-Präsentation ist beinahe schon eine reine Fleissarbeit, wenn bereits eine Geschichte definiert ist. Es ist „bloss“ noch ein Finden, Suchen von Formen und Elementen, die die Geschichte möglichst authentisch zu wiedergeben versuchen. Die Präsentation ist quasi die Spezifikation mit einer mittleren Lösungsdichte, die für den Vortragenden noch Spielraum für Interpretationen und natürlich auch Missverständnisse lässt.
RE sind nicht RE, wenn sie nicht mindestens ein Review durchführten. Wir hatten natürlich mehrere Review-Runden. Und haben natürlich unsere Review Findings ordentlich gelistet und nachvollzogen.
War es das?
Wie gesagt, eine PowerPoint-Präsentation ist eine Spezifikation mit einer mittleren Lösungsdichte. Ein Routinier vermag, hieraus in Echtzeit einen sehr guten Vortrag zu liefern. Ein Neuling wie ich bedurfte natürlich weiterer Vorbereitung. Ich habe für jede Folie ein Kärtchen erstellt, das die wichtigste Informationen komprimiert. Wie lange darf ich maximal auf dieser Folie verweilen? Welche zusätzlichen Techniken verwende ich, z.B. animierte Elemente, Kunstpausen? Und was sind die wichtigsten Aussagen der Folie? Das notierte ich mir in einem Excel, das schliesslich automatisch handliche Kärtchen zu generieren vermochte.
Und nun war ich vorbereitet. Vorbereitet für mein erstes Mal für Hundert Menschen zu präsentieren. Wie ich mich fühlte, wie ich mit der Nervosität umging – das werde ich in meinem nächsten Blog-Beitrag ab handeln.
Was haben wir gelernt?
Auch verhältnismässig „simple“ Lieferobjekte wie Präsentationen können RE-mässig erstellt werden. Das Prinzip des RE, vom Groben ins Detail zu gehen, kann auch auf andere Bereiche angewandt werden. Eine PowerPoint-Präsentation ohne Idee oder ohne konkrete Geschichte zu erstellen ist sehr aufwändig. Obendrein droht die Gefahr, dass man sich in Folien verliert und das Ganze den roten Faden verliert.
Priority Poker
Ja, mein Vortrag handelte von Priority Poker. Priority Poker ist immer noch heiss. Interessenten, denen wir zwei Stunden lang Priority Poker an einem Echtzeitbeispiel vorstellen und schliesslich ausprobieren dürfen, können sich über unser Kontaktformular melden. Eine allgemeine Einführung über Priority Poker wiederum ist hier verfügbar. Ebenfalls lesenswert ist ein anderer Beitrag in diesem Blog über Priority Poker.
[:de]
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