Die Produktrollen sind im Wandel und dennoch wird das Up- & Crosskilling der betroffenen Personen vielerorts vernachlässigt, was auch die fehlende Methodenkompetenz erklärt. Zudem sind in den Unternehmensportfolios nach wie vor Projekte und nicht Produkte. Dies gilt es dringend zu ändern!
Bereits zum 15. Mal hat SwissQ den jährlichen Trends & Benchmark Report veröffentlicht. Gerne nehme ich euch mit und erläutere die spannendsten Erkenntnisse aus Sicht digital Products.
Die Rollen entwickeln sich

Immer mehr Teilnehmende beschreiben die Organisation als hybrid agierend und betiteln ihr Unternehmen nicht mehr als rein agiles Unternehmen. Dies kann damit zu tun haben, dass die Befragten ihre Kenntnisse über Agilität erweiterten haben oder dass immer mehr Unternehmen von einem reinen agilen Setup wegkommen.
Dies stellt auch die Rollen, welche insbesondere durch die agilen Frameworks geprägt werden, vor neue Herausforderungen. Sind sie davon betroffen, müssen sie die Brücke zwischen der agilen und der traditionellen Welt schlagen. Insbesondere bei den Schnittstellen wird Agilität durch die unüblichen Randbedingungen der hybriden Organisation vor eine Herausforderung gestellt.
Unter anderem werden durch die hybriden Organisationsformen, die dezentralen Entscheidungen und die Autonomie der Teams in Frage gestellt. Aber auch dort, wo die Brücke zwischen der klassischen Anforderungswelt auf die agile Welt der Anforderungen trifft, entstehen Reibungen. Insbesondere bei der Dokumentation der Anforderungen, respektive Backlog Items entstehen häufig Doppelspurigkeiten.

Nicht zwingend aufgrund der hybriden Organisationsform scheinen sich verschiedenste Rollen stark zu verändern. Das betrifft aus meinem Blickwinkel insbesondere auch die Produkt Manager und Product Owner. Sind es doch beinahe 70% der den Befragten, die von einer solchen Veränderung betroffen sind.
Die Frage, die sich mir dann stellt, ist: «Haben die betroffenen Personen die richtigen Fähigkeiten? Und noch viel wichtiger: Welche Lernmöglichkeiten haben diese On- und off the Job, um in der Gestaltungswelt von digitalen Produkten als Produkt ManagerIn oder Product OwnerIn deren tägliche Herausforderungen zu meistern?»

Denn viele betroffene, die sich heute als Produkt Manager oder Product Owner betiteln, sind aufgrund der agilen Frameworks in eine solche Rolle hineingewachsen oder befinden sich noch in den Anfängen. Entsprechend ist auch das Lernpotenzial enorm. Allerdings scheint dies rund 1/3 der Befragten für notwendig zu erachten. Meiner Erfahrung nach ist dies allerdings der Tatsache geschuldet, dass sich viele Unternehmen sehr intensiv mit der agilen Arbeitsweise herumschlagen, dabei aber häufig vergessen geht, dass Agilität nicht zum Selbstzweck eingeführt wird. Sondern um Produkte und nicht Projekte kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Ja, richtig! Die agilen Frameworks sind keine Projektframeworks, sie sind Produkt-frameworks. Entsprechend bedarf es zwingend mehr Fokus auf die Gestaltung von Produkten. Warum könnt ihr gerne in diesem Blog Beitrag nachlesen.
Methodenkompetenz mangelhaft

Was wiederum spannend ist, ist die Bewertung der Methodenkompetenzen, welche doch zu 2/3 als unzureichend wahrgenommen werden. Was im Requirements Engineering noch für selbstverständlich erachtet wurde, scheint bei den Produkt Managern noch nicht angekommen zu sein. Obwohl Methoden vorhanden sind, werden diese noch nicht systematisch eingesetzt.
Selbstverständlich helfen uns Methoden nicht sämtliche Problemstellungen zu lösen oder die Nutzer- und Kunden-bedürfnisse zu evaluieren. Sie helfen aber in jedem Fall bei der Strukturierung bestehendem Wissen und Daten, was sich wiederum positiv auf die Entscheide des Produkt Managements auswirken kann.
Immer noch zu viele Projekte

Immer mehr Unternehmen scheinen ein übergreifendes Portfolio Management zu haben, allerdings sind in fast 83% der Portfolios noch Projekte enthalten. Dies mag teilweise noch Sinn machen, doch sprechen wir von ROI und Profit, sind es mit Sicherheit nicht die Projekte, sondern die Produkte, welche uns den Umsatz generieren.
Ich persönlich, wen erstaunt es, würde lieber kontinuierlich Produkte entwickeln und hypothesenbasiert neue Dinge ausprobieren und somit den direkten ROI herausfordern, als dies in einer Projektorientierten Welt zu tun. Doch wie gesagt, teilweise ist dies sicherlich noch sinnvoll.
Doch genug von strategischen Themen, schauen wir uns mal das operative Geschäft an.

Innovation scheint nicht nur auf strategischer Ebene abgenommen zu haben, auch bei der operativen Umsetzung ist die Zufriedenheit mit Product Discovery und der damit verbundenen nutzerzentrierten Umsetzung von neuen Ideen zu gering. Bei der Umsetzung, dem Delivery und dem Design ist die Zufriedenheit jedoch deutlich höher. Dort scheint sich der Fokus auf die technische Umsetzung und die Teams langsam bemerkbar zu machen.
Die grösste Herausforderung gemäss der Umfrage liegt bei der Qualität der Backlog Items. Dies erstaunt wenig, denn nach wie vor sagt Dir kein Framework, wie du das Backlog befüllst. Klingt wie ein alter Hut? Absolut! Und doch zeigen die Zahlen auf, dass Requirements Engineering im agilen Kontext nach wie vor vernachlässigt wird.

Viele Scrum Master und Agile coaches sehen als deren Aufgabe den Menschen und das Team zu entwickeln! Das ist gut und auch richtig so. Doch leider hilft es nicht dabei, das Produkt weiterzuentwickeln. Wer hilft also den POs und PMs? Denn nur weil ich Ziele definiere, eine Vision habe, diese auch noch kontinuierlich kommuniziere und die Storys schneide, habe ich nicht zwingend das Verständnis für Product Discovery, Produkt Strategien oder wie ich den Kunden oder die Nutzenden ins Zentrum stelle.
Fazit
Produkt Management als Disziplin, welche von POs und PMs ausgeübt wird, ist im Wandel. Rollen ändern sich und das potenzial der Personen ist gross. Entsprechend lohnt es sich, die Leute auszubilden und on- und off the Job zu coachen! Wollen wir einen Schritt weiter kommen, müssen wir die Maturität der digitalen Produkte erhöhen und auch die Menschen fördern, die diese Verantwortung tragen.
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